20.04.03

Skitour: Haute Route - Chamonix - Zermatt

Der große Traum: einmal die berühmteste Skidurchquerung der Alpen, die Haute Route von Chamonix nach Zermatt machen.

Haute Route / Chamonix - ZermattWann: Vom 20.04. - 26.04.2003

Veranstalter: DAV Summit Club

Gesamt Aufstieg: 6860m

Gesamt Abfahrt: 6620m




1. Tag: Argentière, 1200m – Argentièrehütte, 2771m
Treffpunkt um 11.00 Uhr in Martigny. Per Zug nach Argentière, mit der Grands-Montets-Seilbahn zur Mittelstation Lognan (1973m). Aufstieg zur Argentìerehütte.
Hm 770 Gz 2 h


Argentière, 1200m – Argentièrehütte, 2771mNach einer Nacht im Zug von Hamburg nach Martigny komme ich mehr oder weniger gut erholt am vereinbarten Treffpunkt an.

Ein etwas hektischer Bergführer begrüßt mich und auch die anderen Teilnehmer sind schon da:
  • Elisabeth, die statt ans Rote Meer gottseidank auf die Haute Route ging.
  • Susanne, ihre Freundin, eine großartige Diva
  • Claudia, erfahrene Skitourengängerin aus Deutschland.
  • Richard, ein österreichicher Skilehrer und Freund von Gernot.
  • Gernot, unser Summit Club Bergführer aus der Steiermark.
Ein buntes und internationales Team, was die nächsten 7 Tage viel Erleben sollte. Nachdem noch kurz ein paar Leckereien eingekauft und die letzten Sachen verpackt verstaut sind, geht es mit dem Zug nach Argentière.

Eine kurze Wanderung durch den Ort und bei der Seilbahn schon Flexibilität zeigen: wegen zu starker Winde können wir nur bis zur Mittelstation der Grand Montets fahren. Dort werden die Felle angelegt, die Ausrüstung nochmal überprüft und los geht das Abenteuer. Über die Skipiste und den
Argentìeregletscher hinauf Richtung Argentìerehütte.

Kurz vor der Hütte verliere ich ein Fell, was aber wegen den letzten paar Metern ignoriert wird. Prompt verliere ich den Halt auf der eisigen Spur und kann mich gerade noch am Geländer festhalten. Uffa, Glück gehabt. Der verlorene Skistock wird auch noch gerettet und nichts hinein in die gute Stube.

Die Hütte ist total überfüllt und gegessen wird in mehreren Schüben. Bei der Hüttenruhe kommt es dann noch fast zu handgreiflichkeiten, weil aggresive Froschschenkelliebhaber unserer Gruppe mehrmals die zugewiesenen Schlafplätze streitig machen wollen. Das sind ja tolle Aussichten...



2. Tag: Argentièrehütte – Bourg St. Pierre, 1632m
Über die
„Tre Cols" Col du Chardonnet (3323m), Fenêtre du Saleina (3261m) und Col des Ecandies (2796m) nach Champex (1477m). Taxi nach Bourg St. Pierre. Übernachtung im Gasthof.
Hm 900 2200 Gz 4–5 h


Argentièrehütte – Bourg St. Pierre, 1632mDie Routine fehlt noch beim ersten Aufstehen und etwas holprig geht es auf der eisigen Piste ein Stück hinunter zum Gletscher. Gegenüber beeindruckt die gewaltige Droites Nordwand. Nach kurzer Zeit werden anfangs die Steigeisen angezogen (für nicht genannte das erste mal überhaupt :-)) und gleichmäßig geht es hinauf zum Col du Chardonet, der ersten Schlüsselstelle. Erste Spannung kommt auf, als alle über zwei zusammengeknüpfte Seile abseilen. Kurze Querung und links hoch durch eine sehr steile Rinne mit knackigen Spitzkehren zum Fenêtre du Saleina.

Nach dem Gipfelbussi geht es weiter über das weitläufige Plateau du Trient. Da uns der Nebel einhüllt, müssen wir sicherheitshalber rasten, was von einigen Gruppenmitgliedern mit Alkoholika überbrückt wird. Mit Gernot ist ziemlich angespannt und prompt wählt er eine Route zu weit links in den Steilabbruch. Im richtigen Augenblick hören wir Stimmen und korrigieren in die korrekte Richtung.

An riesigen Gletscherspalten vorbei geht es hinunter bis zum Abzweig des
Col des Ecandies. Jetzt ist erstmal Skifahren angesagt. Über weite Hänge schwingen wir ab nach Champex und wie bestellt wartet ein Bus auf uns. nach einem erfrischenden Bier geht es nochmal kurz mit dem Taxi weiter nach Bourg St. Pierre.

Wer will kann duschen und dann treffen wir uns zum exotischen Abendessen mit nicht identifizierbaren Fellresten. Und dann schlafen wie ein König.




3. Tag: Bourg St. Pierre, 1632mValsoreyhütte, 3030m
Anstieg durchs Valsorey zur Cabane de Valsorey.
Hm 1400 Gz 5 h


Bourg St. Pierre, 1632m – Valsoreyhütte, 3030mHaute Route zu Fuß? Aufjedenfall geht es so durch das wunderschöne Valsorey auf dem Sommerweg hinauf, bis wir wieder auf Schnee treffen. Durch ein enges Tal geht es über ein zugeschneites Flüßchen bis zur Mittagsrast. Es ist bullenheiß und der Weg zieht sich noch lange hinaúf. Die Valsoreyhütte begrüßt und mit dem unten offenen Plumsklo, das wirklich nicht appetitlich duftet. Bis zum Abendessen wird die Zeit mit Ratschen, Lesen und Sprotzen vetrieben. Man erkennt schon die ersten bekannten Gesichter, die wir noch öfter in den nächsten Hütten treffen werden.



4. Tag:
Valsoreyhütte, 3030m – Chanrionhütte, 2462 m
Aufstieg zum
Plateau du Couloir (3664m) und weiter zum Col du Sonadon (3504m). Herrliche Abfahrt auf dem Durandgletscher zur Chanrionhütte.
Hm 940 1510 Gz 4 h


Valsoreyhuuml;tte, 3030m – Chanrionhütte, 2462 mNach der kurzen Katzenwäsche geht es im dunklen mit Steigeisen die steile Firnflanke zum Plateau du Couloir hinauf. Oben steht ein Biwak und es gibt eine perfekte Aussicht zurück zum Mont Blanc. Hier führt auch eine Route zum Grand Corbin vorbei. Weiter geht es leicht querend hinab zum Col du Sonadon. Jetzt folgt Pulver pur und weiter durch große Seracs lange flach hinaus zur Chanrionhütte. Wieder gibt es nichts zum futtern bis zum Abendessen. Also werden vereinzelte Wehwehchen verarztet und teure Snacks mit Bier konsumiert.



5. Tag:
Chanrionhütte, 2462m – Vignetteshütte, 3158m
Über den Otemmagletscher zum Pigne d’Arolla (3796m). Abfahrt zur Vignetteshütte.
Hm 1330 640 Gz 5 h


Chanrionhütte, 2462m – Vignetteshütte, 3158mEin weiter Hatscher führt uns immer weiter die Route hinauf bis zu einer Schneewand. Die soll laut Hüttenwirt problemlos sein? Nach kurzer Besprechung geht es alternativ weiter über den riesigen Otemmagletscher zum Pigne d’Arolla, dem höchsten Punkt unserer Haute Route. Gernot erklärt alle umliegenden Gipfel, die man bis zu den Berner Alpen bestens erkennt.
Jetzt noch eine schöne Abfahrt und ein spannender Zustieg zur Vignetteshütte.
Die ist durch die Nähe zu Arolla und Zermatt noch voller. Beeindruckend sind dort die Plumpsklos, bei denen man verdammt viel Luft unter dem Hintern hat. Es geht die Legende, dass man sie bei schlechtem Wetter nur mit Steigeisen erreicht :-)




6. Tag:
Vignetteshütte, 3158mZermatt, 1608m
Col de l’Evêque, 3392 m, Col du Brulé, 3213 m, Col de Valpelline, 3562 m. Riesenabfahrt nach Zermatt. Übernachtung im Hotel in Herbriggen.
Hm 1120 2670 Gz 5–6 h


Vignetteshütte, 3158m – Zermatt, 1608mDie letzte Etappe bis nach Zermatt steht an und das Wetter verschlechtert sich. Deshalb brechen wir wieder zeitig auf und gehen den ersten Pass, den Col de l’Evêque an. Heute werden wir wieder mehrmals Auf- und Abfellen, was inzwischen schon zur Routine geworden ist. Weiter geht es über den Col du Brulé und zum Col de Valpelline. Das Matterhorn wächst und wächst und steht einfach gewaltig da. Aber auch der Dent d'Hérens, den wir queren und der uns mit einer Eislawine begrüßt, ist wirklich beeindruckend. Die riesigen Gletscherspalten, die wir sehen, ebenso.
Zum Abschluß geht es nur noch flach, schiebend, schwitzend und hungrig zur Liftstation Schwarzsee.

Zermatt, die Zivilisation hat uns wieder. Nach einem zischenden Radler und dem Kauf eines Wechsel-Shirts geht es zur Pension. Duschen!!! Der Abend endet mit viel Bier und einem erstklassigen Käsefondue.



7.Tag: Skifahren in Zermatt


Skifahren in ZermattDa das Wetter umschlug, können wir die Haute Route nicht über den Adlerpass (mit Strahlhorn) nach Saas Fee beenden. Stattdessen ist Skifahren in Zermatt angesagt. Am Kleinen Matterhorn (3883m) waren wir alleine !!! im begehbaren Gletscher. Aufgrund des immer dichteren Nebels flüchteten wir in die Gandegghütte (3029m) und die Runden für die meisten Stürze wurden bezahlt.




Resümee: Die Haute Route von Chamonix nach Zermatt ist wirklich eine super Skidurchquerung. Um sie entspannt angehen zu können, braucht es eine gute Kondition, Alpine Erfahrung, gute Verhältnisse und natürlich Glück mit dem Wetter. Wir gingen immer Seilfrei über alle Gletscher und fanden bis auf den Nebel auf der zweiten Etappe immer den richtigen Weg.

Und das wichtigste: Auf dieser Traumtour kann man auch seine Traumfrau kennenlernen ;-)


Siehe auch Fluchthorn, Strahlhorn, Pollux, Castor und Mont Blanc

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